30.08.2012

20-jährige Freundschaft

Schon über 50 Jahre sind es her, dass sich unser kleinstes Pfrundhuus-Achter-Mitglied heimlich von Esslingen (D) in die Schweiz schlich. Und wie es dazumal die Natur einfach wollte, kämpfte er sich vor, und wurde als erster Ausländer Mitglied des Ruderclubs Schaffhausen. Hier versuchte er es mit dem Regattieren, wurde Vorstandsmitglied des RCS, und dann der grosse Sprung: er wurde Präsident- bzw. erster Vorsitzender der IRB. Was? Ihr wisst nicht wer der IRB ist? Die Internationale Rudergemeinschaft Bodensee ist der kleine Bruder der FISA. Auch die IRB ist international, nur beschränkt sie sich auf die Region Bodensee. Und da war unser «kleiner» Gerhard Reinwald mal der CEO! Chapeau – kann ich da nur sagen!

An diesen IRB-Sitzungen lernte unser «Gerhardle» dann den Vorsitzenden der Undine Radolfzell kennen: Herbert Esser, welcher damals praktisch im Alleingang seinen Verein führte. Da sowohl Herbert und Gerhard keine sprachlichen Probleme hatten, kam es bald zur Freundschaft zwischen den Beiden. Die Freundschaft RC Schaffhausen – Undine ist aber nicht durch Gerhard und Herbert entstanden. Doch sie erinnerten sich an die Nachkriegszeiten und an die damalige Zusammenarbeit zwischen den beiden Vereinen. Und so kam es vor 20 Jahren zur ersten Einladung des Pfrundhuus-Achters nach Radolfzell.

Auch wir gingen damals noch mit einem aus Holz geschnitzten Achter (Foll) auf’s Wasser. In Radolfzell jedoch lag für uns kein «Foll» bereit. Nein es war, so glaube ich, der «Karl-Friedrich-von-und-zu»!! Aber auch damals aus Holz geschnitzt! Aber schon Jahre später – wir trauten unseren Augen nicht – lag im Bootshaus der Undine ein neuer Achter unter dem Dach. Wir ruderten damals immer noch holzig, was war das für eine Freude, mit einem nagelneuen Stämpfli-Achter in See zu stechen. Meine Freude hielt sich jedoch in Grenzen, da die maximale Schuhgrösse Nummer 43 war!

Anfänglich mit Freuden konnten wir feststellen, dass dieser Stämpf­li-Achter eigentlich nur für uns angeschafft wurde. Denn schon im 2. Jahr stellten wir fest, dass das Super-Boot offenbar nur von uns gefahren wurde! Eine ca. 1 cm dicke Staubschicht lag im fünften Stock der Bootshalle auf dem Boot. Und in den «Fäkalientanks» unterhalb der Rollsitze brüteten Vögel! Rollsitze waren Mangelware, Fussbretter waren teilweise auch vorhanden, aber das Boot an und für sich war super. Martin Mutter (Ex-Präsident der Undine) und Beaty Weber (Star-Trainer der Undine) fanden die erforderlichen Ersatzteile immer.

Aber nun kam der Schock! Da lese ich doch glatt in der Vereinszeitung der Undine, dass an Weihnachten 2011 «unser» Boot von Undinlern gefahren wurde! Wie sieht denn nun «unser» Boot aus? Das war die Frage als wir uns am 30.8.2012 auf den Weg zu unserer Fahrt zum 20-Jahr Jubiläum nach Radolfzell ­begaben. Mit 15 Ruderern reisten wir an. Mit dabei der aktuelle, sowie der Ex-Präsident des RCS. Regnerisches Wetter war angesagt, aber was kann Ruderer schon ein wenig Regen stören. Rudern ist nun mal Wassersport. Aber Regen sollte eigentlich auch flaches Wasser bedeuten. Dem war leider nicht so. Meterhohe Wellen, die beinahe die Kurschatten der Kurgäste im ersten Stock aus dem Bett warfen, verhinderten eine Jubiläumsausfahrt. Und so mussten wir uns wohl oder übel direkt in den angenehmen Teil stürzen: «Pils» war angesagt! Unter dem Motto schnell ein – zwei Pils reinhauen – man weiss ja nie, wann der Wind aufhört! Wir hatten Glück, er hörte nicht auf.

So konnten wir uns ohne Stress den angenehmen Dingen widmen. Da war zuerst der Empfang der ­Vorstands-Vertreterin – eigentlich unser Maskottchen – der Kerstin Grahammer. Sie wuchs eigentlich mit uns auf. Per Zufall wurde sie unsere Steuerfrau, als uns die Nr. 9 mal fehlte. Dem Charme unseres Ex-Präsidenten konnte sie damals nicht widerstehen. Seit damals gehört Kerstin schon praktisch zu uns, wenn wir bei der Undine sind. Aber, ihr Mann Thomas passt leider gut auf sie auf! Mit dabei natürlich, auch schon seit 20 Jahren, unser Freund Herbert Esser, der Ehrenvorsitzende der Undine. Er war es, der in seinen Unterlagen festgestellt hat, dass wir dieses Jahr das 20. Jubiläum feiern konnten. Mit dabei, wie auch schon seit Jahren, Beaty Weber, der Erfolgstrainer der Undine. Eigentlich hatte ich für ihn ein XXXL-Jubiläums-Leibchen bestellt, aber im Nachhinein musste ich feststellen, ein L hätte durchaus genügt. Beaty war doch glatt ca. 40 Kilo unter seinem Kampf­gewicht. Nimmt mich wunder, wie er das Trainerboot, den «Schinder-Hannes» überhaupt noch ins Wasser bringt.

Aber da fand ich doch noch einen, dem das XXXL-Leibchen passte! Seit 20 Jahren stand er für uns in der Küche, 20 Jahre liessen wir uns kulinarisch von ihm verwöhnen, 20 Jahre amüsierten wir uns an seinen Sprüchen: Gerd Blessing hat uns wirklich all die Jahre mit seinen Kochkünsten verwöhnt. Mit seinem Stab hat er uns in der kleinen Küche der Undine ein fürstliches Mahl hergezaubert. Mit dem Wild-Hauptgang hat Gerd dieses Jahr wirklich fünf Sterne verdient.Wenn wir auch dieses Jahr nicht aufs Wasser konnten, erlebten wir doch wieder einen super freundschaftlichen Abend mit unseren Freunden der Undine Radolfzell. 20 Jahre Freundschaft soll nicht das Ende sein! Auch 2013 sind wir wieder gerne Gast bei der Undine. Unser kleiner Esslinger, Herbert und Gerd werden es wohl schon richten. Und wer weiss, vielleicht lernen wir dann auch noch den neuen Undine Vorsitzenden, Lutz Reichelt, kennen. Leider musste er sich aus geschäftlichen Gründen entschuldigen. Aber er war sehr charmant vertreten.

Und wiederum soll es am Deutsch-schweizerischen Zoll im Jahr 2013 in Thayngen tönen: Du schwarzer Zigeuner – komm……?