17.06.2013

Berlin ist eine Reise wert

Nachdem wir bereits am Vorabend die Boote «Heiner» und «Bibermüli» auf den Anhänger luden, fuhren wir Richtung kühler Norden. Von «kühl» war nichts zu spüren. Bereits im Mietauto war es ohne Klimaanlage recht heiss. Nach dem Zimmerbezug im Hotel Grunewald, meldete sich der Hunger. Lisbeth und Alfred führten uns zum idyllisch gelegenen Restaurant Haase am Wannsee unterhalb des majestätischen «Löwen». Oder war es vielleicht doch ein Kragenbär?

Am Dienstag starteten wir unsere Tour beim Ruderklub am Wannsee. Wir ruderten in Richtung kleiner Wannsee, Pohlensee, Stölpchensee, Griebnitzersee, vorbei an Villen und dem Schloss Babelsberg. Nachdem wir für kurze Zeit den Schatten der Glienickerbrücke schätzten, kam schon bald die Heilandskirche zum Vorschein. Ein Gebäudestil wie in Italien, passend zum Wetter! Das Pfauenschloss und die Pfaueninsel passierten wir auf der nördlichen Seite und so gelangten wir zur Insel Kalberwerden. Diese Insel ist die einzige, welche in Privatbesitz ist. Der Ruderklub am Wannsee ist der stolze Eigentümer und als Gäste durften wir den mitgebrachten Lunch auf dieser Insel geniessen. Nach dem Mittagshalt vollendeten wir unseren Rundkurs und gelangten wieder zum Ruderklub am Wannsee. Dieser Verein zählt 600 Aktivmitglieder, wovon etwa 100 im Juniorenalter sind, und ist somit der grösste Ruderverein Berlins. Wie herrlich und erfrischend war nach der Tour die Dusche! Mit dem Bus ging es nach Potsdam zum Schloss Sanssouci. Wir hatten die Möglichkeit den riesigen Schlosspark und das Schloss von innen zu besichtigen. In unmittelbarer Nähe genossen wir in einem Gartenrestaurant ein feines Nachtessen und konnten den Durst stillen.

Am dritten Tag lagen unsere Boote etwas tiefer im Wasser. Wir mussten für zwei Tage Gepäck mitführen. Am Morgen ruderten wir frühzeitig los, da wieder grosse Hitze vorausgesagt wurde. Die Pfaueninsel passierten wir nun auf der Südseite und gelangten ins ehemalige DDR-Gebiet nach Potsdam. Am Ende des Templinersees wartete der Campingplatz Sanssouci auf uns. Das Restaurant war noch geschlossen, und so kauften wir unser Picknick ein. Die Verkäuferin war sehr flexibel. Uns fehlte es an Nichts. Selbst Teller und Besteck erhielten wir am schönen Schattenplatz. Das Tüpfelchen auf dem «I» war dann der Kaffee, serviert mit einem Mini-Eiscornet. Nach der Mittagspause wurde das Wasser unruhig. Wir passierten die enge Stelle bei Klein Wentorf und gelangten zum Schwielowersee. Wer hatte wohl den Schalter gefunden? Der Wind war wie abgestellt und die Sonne brannte gnadenlos auf unsere Häupter. Das Tagesziel war die Insel Werder Havel. Unser Hotel Prinz Heinrich lag direkt am Wasser, mit einem kleinen Privatstand, mit Liegestühlen und Strandkörben. Um die Strandkörbe zu geniessen, war es allerdings zu heiss, suchten wir doch eher ein Bad in der Havel oder ein kühles Bier. Am Abend assen wir leckere Fischgerichte und in der Ferne konnten wir ein Feuerwerk bestaunen.

Am Donnerstagmorgen durften wir draussen unter den Bäumen am nahen Wasser frühstücken. Schon bald herrschte Aufbruchsstimmung in Richtung grosser Zernsee. Wir ruderten vorbei an gelben Teichrosen und weissen Seerosen durch den Wublitzer- und Schlänitzersee. Wir waren umgeben von einer traumhaften Landschaft, – Natur pur –, und das so nahe der Hauptstadt Deutsch­lands. Nach einem kurzen Halt auf dem Wasser beim Schloss Marquart, passierten wir den Sacrow-Paretzerkanal und gelangten zum Weissen See. Am Jungfernsee gab es bei der Meierei, einer Brauerei, den wohlverdienten Mittagshalt. Danach erwartete uns ein bereits bekanntes Rudergebiet. Kurz vor dem Ziel war das Talent der Steuerfrauen gefragt. Es gab Wellen von allen Seiten, Motorboote, Schwimmer auf Luftmatratzen und jede Menge «Optimisten» (Segelboote mit Jugendlichen an Bord). Im Nu wurden anschliessend die Boote geputzt und aufgeladen. Im Klubrestaurant schätzten wir das kühle «Nass», welches uns vor dem Verdursten rettete. Am Abend fanden wir im Gasthaus Moorlake eine reichhaltige Speisekarte. Nach dem feinen Essen wurden wir von den Mücken attackiert. Kaum waren wir im Hotel Grunewald zurück, entlud sich ein heftiges Gewitter über Berlin. Wir stiessen noch mit einem «Berliner Weissen» auf back- und steuerbord an. Es gab noch viele Gründe zum Prosten, war es doch eine ganz tolle Rudertour.

Am Freitagmorgen fuhren wir mit der S-Bahn zum Potsdamerplatz. Statt wie gewohnt, mit einem Rollsitz, ging es mit einem Fahrradsattel unter dem Hinterteil kreuz und quer durch Berlin. Die geführte Radtour mit Mirko war ein guter Weg um Berlins weitläufiges und flaches Stadtgebiet mit unserer Gruppe zu erkunden. Mirko erzählte unterhaltsam und kom­petent, welche Geschichten sich hinter prunkvollen Fassaden, Plat­tenbauten, Mauerresten, Grenz­wachtürmen und vielem mehr verbergen. Nicht nur auf dem Wasser stellten wir unseren «Mann». Wir waren auch dem Grossstadtleben gewachsen. Mit Aufmerksamkeit konnte eine Trickdiebin am Gendarmenmarkt im Restaurant Lutter und Wegner vertrieben werden.

Ein ganz herzliches Dankeschön geht an Lisbeth und Alfred für die hervorragende Organisation. Dank gebührt auch Alfred und Felix, die uns unfallfrei und ohne Stau nach Berlin, und wieder nach Hause brachten.

Berlin war eine Reise wert.