01.05.1996

In 5 Tagen um den Bodensee

1. Tag
Trotz regnerischer Witterung und schlechten Wettervorhersagen starten wir um 10.20 Uhr in der Glarisegg und rudern zum Mittagessen nach Gottlieben. Es ist jetzt wärmer, ja fast sonnig geworden, ein leichter Ostwind weht und die Fahrt geht bald weiter unter der Konstanzer Brücke durch, an Bottighofen, Münsterlingen, Kesswil, Uttwil vorbei. Auf der Höhe von Kesswil beginnt es zu regnen, aber bald drückt der Föhn wieder durch, es entsteht am deutschen Ufer ein wunderschöner ­Regenbogen. Um ca. 17.00 Uhr finden wir in Romanshorn einen günstigen Landeplatz. Auf der nahen Felsenkanzel gibtʼs Champagner und allerlei zu knabbern.
Unser Landjohann hat im nahen Seehotel Zimmer reserviert. Wir geniessen den wunderschönen sonnigen Abend und stillen Hunger und Durst in einem italienischen Lokal mit Pizzas, Bier und Wein.

2. Tag
Am Morgen ist der Himmel mit kleinen Wölklein übersäht und die Sonne scheint zwischen diesen durch.
Bei leichtem Ostwind rudern wir um 9.30 Uhr los. Die Buchten von Arbon und Horn durchquerend erreichen wir bei mässigem Wellengang um die Mittagszeit den Ruderclub Rorschach. Um 13.15 Uhr gehtʼs weiter bis zum Punkt 397 am Rheinspitz kurz vor der Einmündung des Alten Rheinlauf. Hier serviert uns G. Metzger ein Pic-nic on the rocks. Es scheint warm die Sonne und wir geniessen die herrliche Rast. Erst nach 15.00 Uhr rudern wir wieder weiter. Es ist heiss auf dem See, die Wasseroberfläche ist spiegelglatt und das Naturschutzgebiet Altenrhein eindrücklich schön. Diskussion im Boot Peter dar­über, welches jetzt wohl der eigentliche Rheinkanal sei. Die Meinungen sind und bleiben geteilt. Schon etwas ermattet ­landen wir um 17.00 Uhr neben der Bregenzer Festspielbühne, wo jeder Ausschau nach einem stillen Örtchen hält.
Die anschliessende Direttissima quer über den See nach Lindau bringen wir aber wieder zügig hinter uns, die abendliche Beleuchtung ist wunderbar.
Wir finden Zimmer im Hotel Noris auf der Insel und genehmigen uns im nahen Biergarten erst einmal ein kühles, wohlverdientes Bierchen oder zwei. Am späteren Abend kommt stürmischer Wind auf, es regnet heftig und die Sturmvorwarnung blinkt.

3. Tag
Regen und v.a. stürmischer Westwind veranlassen uns den Vormittag in Lindau zu verbringen. Da der Wind auch am Mittag noch nicht nachgelassen hat, buchen wir unser Hotel für eine weitere Nacht.
Gegen 16.00 Uhr bessert sich die Wetterlage und wir können unsere Boote noch ca. 15 km weiter vorbei an Wasserburg und Nonnenhorn nach Langenargen rudern. Richtung Schaffhausen ist der Himmel schwarzgelb, die Stimmung auf dem See ist eigenartig schön. Es muss etwas föhnig sein, man sieht Österreicher Berge und natürlich den Säntis in seiner ganzen Pracht. Kaum im Hafen Langen­argen angekommen (18.00 Uhr) beginnt es wieder heftig zu regnen. Schnell die Boote aus dem Wasser und ab in die nächste Beiz. Gemeinsames Essen im Restaurant Lindauerhof in Lindau.

4. Tag
Der Himmel ist bewölkt, aber es weht nur ein leichter Wind. Nach dem Morgenessen fahren wir mit Auto und Taxi nach Langenargen und sind um 9.45 Uhr bereits auf dem Wasser. Es gibt Sonnenschein, Wolken und immer stärkeren West-, sprich Gegenwind. Das Wasser wird laufend unruhiger. Dem Boot Peter machen die Wellen ja nichts, aber über die Rhyhölzliausleger spritzt Wasser auf die tüchtigen Ruderer. Langsam und immer gegen den bald Sturmstärke erreichenden Wind landen wir mit mehr als einstündiger Verspätung um 13.30 Uhr endlich in Immenstaad und sind froh gestrandet zu sein. Auf einem nahen Wiesli geniessen wir erst Gerolds Superpic-nic und dann ein wohlverdientes Nickerchen.
Der Wind hat um 15.30 Uhr endlich etwas nachgelassen, wir rudern weiter Richtung Hagnau, Meersburg mit Ziel Unter-Uhldingen. Das Rhyhölzli, welches von unseren tapferen Seehelden Matthias, Peter und Andi durch die immer höheren Wellen gerudert wird, verwandelt sich von einem Seehölzli immer mehr zu einem blue submarin. Bei Meersburg taucht plötzlich über alle Backen strahlend unser Landjohann mit einem Fotoapparat bewaffnet aus einem um uns herum kurvenden Motorboot auf. Er ist es wirklich und nicht wie Käthi meinte einer dieser lästigen Voyeure.
Völlig durchnässt und unterkühlt beendet die Rhyhölzlicrew in Meersburg die heutige Fahrt. Für solche Wellen ist dieses Boot doch nicht ganz geeignet. Wir im braven Peter rudern gemütlich und bei immer ruhigerer See bis Unter-Uhldingen, wo wir um 18.30 Uhr ankommen. Gerold hat die Rhyhölzlimannschaft in Meersburg aufgelesen und Hotelzimmer in Unter-Uhldingen gebucht.
Das spätere Nachtessen in einem Restaurant am Ort sprengt punkto Teller- und Portionengrösse die kühnsten Erwartungen. Wohin verstauen andere Gäste, die ja nicht einmal gerudert haben, solche Portionen? Ein menschlicher Magen sei, wie Hugo sagt, nur faustgross.

5. Tag
Am Morgen ist der See spiegelglatt, der Himmel noch bedeckt und es ist relativ kühl, doch laut Wirtin soll das Wetter heute prächtig werden.
Um 10.00 Uhr startet die Petermannschaft Richtung Insel Mainau, während die Rhyhölzlileute den See bei Meersburg, wo das Boot über Nacht lag, überqueren wollen.
Wir rudern richtig gemütlich Richtung Konstanzer Brücke. Plötzlich zwingt uns ein ungemein niedriges Wasser wenig oberhalb der Brücke zu einem vorsichtigen, aber entschlossenen Richtungswechsel hinüber zum sogenannten Frauenkopf.
Im Ruderclub Neptun unterhalb der Brücke treffen wir auf unsere Rhyhölzlikollegen, die wiedereinmal ein Bierchen genehmigen.
Letzte Rast in Gottlieben. Um 15.00 Uhr gehtʼs weiter Richtung Glarisegg. Es ist jetzt bereits sehr warm und die Sonne blendet richtig. Bei völlig ruhigem Wasser und nach wunderbarer Fahrt erreichen wir um 16.30 Uhr Glarisegg.

Bootsputzete.
Beim anschliessenden, letzten Glas Wein blicken wir zufrieden auf die schöne und lustige Rudertour (Gesamtstrecke 150 km) zurück und reisen danach zufrieden nach Hause.