23.07.2011

Lago Maggiore Wanderrudertour 2011

Donnerstag 23. Juli 2011 – wie es sich für Ruderer gehört, waren alle TeilnehmerInnen der Rudertour, -10 an der Zahl, pünktlich um 7.15 vor dem Bootshaus.
Der von Dario Gläss organisierte Bus bot locker Platz für alle Tourteilnehmer und zog den Bootsanhänger mit «Füferbolle» und «Heiner».
Wir fuhren den Schleichweg über den Sattel an Winterthur vorbei, durch Pfäffikon (ZH), Wetzikon. Der Himmel war grau bewölkt, ohne Regen, nicht zu warm, das ideale Reisewetter!
Weiter ging es durch Rapperswil über den Damm nach Pfäffikon (SZ) weiter nach Einsiedeln. Erster Rast oberhalb von Schwyz, kurze Kaffeepause!
Bevor wir wieder in den Bus ein-stiegen, machten die Männer eine kurze Lichtkontrolle der Fahrzeuge. Die Lichter beim Bootsanhänger funktionierten nicht! Die erfah-renen und technisch bewandten Männer unseres Teams untersuchten den Fall. Es wurde viel diskutiert, geprobt und zum Schluss stellte man einen Kurzschluss bei einer Sicherung fest. Die Ursache der ganzen Panne! Mittlerweile funktionierten die Rücklichter des Zugbusses auch nicht mehr! Nur die Bremslichter waren noch aktiv. Nach reiferen Überlegungen ent-schlossen wir die Passstrasse zu fahren, die Durchfahrt durch den Tunnel ohne Licht wäre zu riskant gewesen. Zudem wurde auch ein Stau von 2 km vor dem Gotthard- Tunnel gemeldet. In der katho-lischen Innerschweiz feierte man Himmelfahrt, so dass die Autowerkstätten alle geschlossen waren. Dank modernster Technik (iPhone), konnte Alfred Feichtinger einen Pannendienst in Altdorf ausfindig machen. Wir fuhren problemlos über den Pass, der Verkehr floss und die Businsassen genossen die Bergwelt, die zum Teil im Nebel verschwand.
Auf der Passhöhe angekommen machten wir eine Mittagsrast im Hospiz und wurden mit südlichen Speisen und Weinen verwöhnt. Ein Vorgeschmack auf den Süden. Es herrschten jedoch fast winterliche Wetterverhältnisse, Nebel, kühle Temperaturen und an schattigen Orten lag noch Schnee. Die Ruderwandertour in den Süden hatten wir uns wärmer vorgestellt! Die Fahrt ging weiter und der Himmel lichtete sich zunehmens. Die Wolken verschwanden allmählich und die Sonne schien immer stärker durch. Die südliche Sonne lächelte uns an und hiess uns willkommen.
Nach fast 10 Stunden kamen wir wohlauf in Pallanza, unsere Destination am Lago Maggiore, an. Dank GPS und Alfred gründlicher vorab Erkundung vor Ort fanden wir auch gleich den «Canottieri Club». Für den Bootsanhänger konnte diskussionslos und schnell ein Abstellplatz gefunden werden. Der Ruderclubpräsident war auch gleich vor Ort und konnte uns den Platz zuweisen.
Nächste Station war dann die Unterkunft – Villa Azalea. Das Hotel befindet sich auf dem Hügel Castagnola in einem Naturpark von 15000 km2 mit gewachsenem altem Baumbestand und exotischen Pflanzen. Die Villa della Quercia wurde 2010 renoviert und die Ehepartner konnten im ersten Stock die Zimmer mit wunderschönem Seeblick beziehen, den Singles wurden Zimmer im unteren Stock ohne Seeblick zugewiesen. Alfred hatte sich bemüht für alle – Zimmer mit Seeblick – zu reservieren, aber die Villa hatte nicht so viele Zimmer. Wir wollten ja alle den See auf dem Wasser geniessen und nicht von der Ferne betrachten. 
Schneller Zimmerbezug, Kleiderwechsel, Packen des Seesackes und ab zu den Booten, dies innerhalb von 20 Minuten. Das Einwassern mit Steg ging auch problemlos. Auf ruhigem Wasser ruderten wir zu der Fischerinsel, wo Alfred bereits einen Tisch für uns vorab reserviert hatte. Der See unterschied sich vom Bodensee durch die Kulisse der Berge und Hügel und die tropischen Pflanzen, es bot sich ein ehr-fürch-tiges, wunderschön friedliches und beeindruckendes Panorama. Die Sonnenstrahlen drängten durch den nur noch leicht bewölkten Himmel. Eine fantastische Stimmung. Die Fischerinsel gehört zu den Borromäischen Inseln und liegt ca. 6km entfernt gegenüber von Pallanza. Eine kleine Insel mit einem schmucken Fischerdorf. Das Auswassern der Boote beherrschten wir und im Team ging alles bestens. Die Frauen eilten zu den Toiletten und kleideten sich adrett für das Abendmahl auf der Terrasse. Nach der langen Fahrt genossen wir alle zusammen an einem langen Tisch die Ruhe der Insel, die sehr ange-neh-men sommerlichen Temperaturen, die schmackhaften Fischspezialitäten, die italienischen Weine und die Düfte des Südens. Gardenienblüten berauschten uns mit ihrem verführerischen Duft. Die Zeit ging im Nu vorbei und vor Mitternacht traten wir die Überfahrt nach Pallanza wieder an. Wir glei-teten durch die stille sternenklare Nacht den Lichtern von Pallanza entgegen. Nach einem langen erlebnisreichen Tag freuten sich alle auf die Nachtruhe in der ehrfürchtigen Villa aus dem 18. Jahrhundert.

Freitag 24. Juni 1. Rudertag auf dem See.

Wir machten die Boote startbereit, es war alles etwas eng beim Ruderclub. Der Durchgang war mit Motorbooten und Autos eingeengt, aber die Italiener waren sehr freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit und wir konnten die Boote problemlos und zügig einwassern und beladen. Stahlblauer Himmel und Sonnenschein, was wollten wir noch mehr! Wir ruderten fröhlich los Richtung Leggiuno, Ispra, Ranco. Als wir den Schutz des Festlandes verlassen haben wurden die Wellen immer stärker, es bildeten sich Schaumkronen. Immer mehr Wasser schwabte ins Boot. Vor allem kam der «Füferbolle» ohne Abdeckung stark in Bedrängnis. Wir mussten immer wieder mal anhalten und mit Hilfe der zerschnittenen PET-Flaschen das Wasser aus dem Boot schöpfen. Mit Bravour hatten wir die Überfahrt gemeistert, zuversichtlich, das gegenüberliegende Festland in Sicht und mit vereinten Kräften. Wir strandeten glücklich auf dem Festland und gleich vor einem «Ristorante»! Die Boote dienten als Trocknungsständer für die nassen Kleider und bei einem Espresso wurde die Lage und das weitere Vorgehen besprochen. Ein sehr freundlicher Kellner konn–te uns über die Windstärke des Tages aufklären und gab uns wichtige Ratschläge. Es gab dann 2 Varianten.
1. Besichtigung der Felsenkirche St. Catarina, 10 Min. Fussmarsch oder 2. weiterrudern.
Wir stimmten alle für die zweite Option und wir konnten bei relativ ruhigem Wasser unsere Fahrt bis nach Ispra fortführen. Es war mitt-lerweile schon nach 13.00 Uhr und bei manchen Teilnehmern knurrte der Magen. Es wurde wieder über versch. Varianten für die Mittags-rast diskutiert und ging dann kurz ent-schlos-sen in Ispra an Land. Es gab ein kaltes aber sehr genussvolles Mahl; gestärkt traten wir die Überquerung nach Belgirate an. (Ursprünglich war die Route bis Ranco vorgesehen, aber wegen den anfänglichen Turbulenzen auf dem See, hatten wir die Route etwas gekürzt). Wir ruderten individuell der Küste entlang, vorbei an Stresa durch die Borromäischen Inseln zurück nach Pallanza.

2. Rudertag

– wiederum strahlend blauer Himmel, es war wieder ein sonniger und warmer Tag angesagt. Der Wettergott meinte es sehr gut mit uns. Beim Einwassern der Boote bemerkte Alfred, dass der Messingstab beim «Heiner»-Steuer verbogen war.
Zum Glück gab es gleich daneben eine Schiffswerft und dank dem hilfs-bereiten Hafenchef, konnten die Männer den Schaden gut beheben. Die gleichen Teams wie am Vortag aber mit Bootswechsel ru-derten Richtung Luino. Die Boots-geschwindigkeit war ziemlich ausgeglichen und wir ruderten ge–mein-sam zuerst der Küste entlang bis nach der Fähre Intra – Laveno. Vor der Seeüberquerung kurze Absprache, das Wasser sah ziemlich ruhig aus und wir wagten die Überquerung. Sobald wir uns vom Festland entfernten wurde der See rauer, die Wellen grösser aber kein Vergleich zum Vortag, es war sicher nicht kritisch und wir brauch-ten auch nicht zu schöpfen. Weiter ging die Ruderfahrt der Küste entlang Richtung Luino. Diese Seite war viel wilder, wenig besiedelt, weniger sonnig aber wilde Natur mit tropischen Baum-bestand und Pflanzen. Es war warm und die 20km waren für den Körper spürbar. Wir freuten uns endlich in Luino zu sein. Die Boote konnten an einem Sandstrand leicht ausgewassert werden. Einige Ruderer genossen ein kühles Bad im Lago Maggiore und die anderen -gingen direkt zum Restaurant. Auch diese Adres-se kannte Alfred von früher und konnte uns bereits telefonisch ankündigen. Somit war ein 10er Tisch bereits für uns auf der Terrasse bereit. Wiederum waren alle mit der Auswahl der Speisen sehr zufrieden und gestärkt machten wir uns auf die Rückfahrt. Wir überqueren gleich den See bei ruhigem Wasser und rudern auf der anderen Seite, vorbei an Oggebio, Ghiffa. Der Samstag macht sich mit dem Motorbootverkehr
bemerkbar und das Wasser wird auch in Küstennähe immer unruhiger und welliger Wir müssen uns wieder durch die heftigen Wellen kämpfen, schöpfen das Wasser aus dem Boot, können einigermassen noch die schönen Villen und das Leben der Küstenbevölkerung bestaunen und geniessen. Das Wasser wird nicht ruhiger im Gegenteil, je näher wir an Verbania kommen, umso heftiger werden die Wellen. Aber mit Ruhe und vereinten Kräften meistern wir auch alle diese Situation. In Pallanza angekommen sind sichtlich alle glücklich und erleichtert, dass schlussendlich alles gut ging und Boote und Mannschaften alle wohl auf sind.
Mit vereinten Kräften werden die Boote ausgewassert, das Wasser ausgeleert und gleich auf den Hänger verladen, wie auch das ganze Material. Der Apéro auf der Terrasse ist eine willkommene Belohnung für die gemeinsame durchlebte Anstrengung. Die Zeit vergeht an diesem Tag wie im Flug, es ist bereits nach 20.00 Uhr.
Kurze Erfrischung und Tenuewechsel im Hotel und dann geht es zu Fuss zur Piazza für das letzte Abendmahl unserer Tour. Auch Dank Alfreds Ortskunde und Sprachkenntnissen finden wir wiederum ein sehr schönes gemütliches Lokal.
Alfred ist sichtlich erleichtert und freut sich, dass die Tour so gut abgelaufen ist und alle RudererInnen und Material gut an Land gekommen sind. Da nur die Berichtschreiberin am nächsten Tag noch rudern wollte, wird nach dem Frühstück am Sonntag das Gepäck in den Hänger verladen, die Boote auf dem Hänger festgemacht und nach einem letzten Capuccino geht es um ca. 11.00 Uhr ab Richtung Schaffhausen. Die Fahrt führt uns der Küsten entlang in die Schweiz. Es herrscht viel Verkehr, wir hatten nicht an den Markt in Cannobio gedacht, so dass wir nur stockend vorwärts kommen. Wir können aber in Ruhe ein letztes Mal den Lago Maggiore geniessen und uns von dieser herrlichen südlichen Landschaft verabschieden. Endlich nach fast einer Stunde wird der Verkehr Richtung Ascona, Locarno flüssiger. Wegen Staumeldung am St. Gotthard entschliesst sich Thomy kurzerhand die San Bernardinoroute zu fahren. Der Verkehr ist hier fliessend und die Businsassen, die nicht schlafen, können als Kontrast zu den Vortagen die karge Bergwelt mit Tannen und Weiden bestaunen. Eine letzte Rast im Heidiland und um ca. 18.00 erreichen wir das Clubhaus in Langwiesen. Auch hier wieder mit gemeinsamen Kräften und kollegialem Teamgeist werden Boote und Material gereinigt und ordnungsmässig gelagert. Der Bootsanhänger hat sich mit Ausnahme des elektronischen Lichtsystems auch bestens bewährt. Die 2 Ruderboote konnten einfach daraufgelegt werden ohne ab- und aufzuriggern, ist auch für Frauen einfach zu laden.

Einen riesigen Dank an Alfred als perfekter Chef & Organisator der Tour, die er akribisch vorbereitet hatte aus früheren Erfahrungen, die er mit Lisbeth im Frühjahr nochmals überprüft hatte, so dass alles bestens geklappt hat. Auch einen grossen Dank an Thomas Spengler und Dario Gläss, die den Bus gefahren haben und an alle Teilnehmer der Tour. Es war eine wunderschöne Ruderwandertour, die man weiter empfehlen kann.