30.08.1996

Mecklenburger Seenplatte

Die Mecklenburgische Seenplatte erstreckt sich von Wismar bis zum Stettiner Haff im Norden und Havelberg an der Elbe bis Eberswalde nördlich von Berlin im Süden und zählt ca. 600 Seen und Seelein, vielfach durch Kanäle ohne allzu viele Schleusen miteinander verbunden. Das und die abwechslungsreiche Landschaft mit Wiesen, Wäldern und Schilfufern, kleinen Ortschaften hier und dort im wenig besiedelten Gebiet, macht sie für Wasserwanderer so attraktiv.

Unser Tourenleiter Herbert Knönagel hat mit Mirow am gleichnamigen See, unweit der Müritz, dem grössten mecklenburgischen See, übrigens dem zweitgrössten deutschen See, einen idealen Stand- und Ausgangsort unserer verschiedenen Touren während einer Woche gewählt.

Aber bevor wir von Mirow ausruderten, mussten wir dorthin gelangen. Die Entfernung vom RCS ist etwa 1000 km. Wir hatten als erstes Etappenziel den Spreewald südöstlich von Berlin gewählt, eine durch unzählige Wasserarme der Spree durchflossene moorige Landschaft, in der vielfach der mit einem Stab gestossene Kahn das einzige Verkehrsmittel auch heute noch darstellt.

Über Autobahnen Stuttgart-Nürnberg-Dresden erreichten wir am Freitagabend unser Quartier, den Kleinbauern (Gurkenanbau) Wolfgang Lehmann in Lübbenau. Am nächsten Morgen stakte (stachelte) er uns unter flotten Sprüchen (Berlin ist nicht weit) durch die Wasserläufe, gesäumt durch märchenhafte Erlenbruch-Wälder. Die Kanäle boten oft kaum zwei sich begegnenden Touristenbooten genügend Platz.

Am Abend dieses Tages erreichten wir über die Autobahn Potsdam-Rostock, Abfahrt Rödel und die B 198 Richtung Neustrelitz unser Ziel, die Pension Schlossinsel in D-17252 Mirow. Das von Aussen eher unscheinbare Hotel direkt am See erwies sich als komfortabel und angenehm und ist zu empfehlen.

Noch am ersten Abend nahmen wir Kontakt auf mit unseren Ruderkameraden des Ruderklubs Mirow, gleich nebenan. Man beging gerade das alljährliche Mirower Ruderwochende und festete bei Bier und Spanferkel mit den etwa Hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern verschiedener Klubs aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Dem Vorsitzenden, der Herbert mit Informationen unterstützt hatte, wurden RCS-Klubwimpel und eine «Titanic»-Schiffsglocke überreicht.

Am nächsten Sonntagmorgen schlossen wir uns den ca. 20 Booten, meist 4-er C-Gigs+, an zu einer Tagestour nach Schwarz, einem Ausflugslokal an einem der vielen Seen südlich von Mirow.

An den darauffolgenden 4 Tagen ruderten wir in allen Himmelsrichtungen, meist in Nord-Süd-Richtung auf den miteinander durch Kanäle oder Durchstiche verbundenen Seen um die Müritz herum, immer von schönem Wetter begleitet. Immer fand der Landjohann an einem idyllischen Ort eine Beiz mit Gartenwirtschaft, wo man sich stärken konnte, auch Landeplätze für das Boot waren kein Problem.

Die Rückfahrt ab Rheinsberg, wo wir unser Boot verluden, führte in 1 1/2 Tagen über die Autobahn Dessau-Hof-Nürnberg nach Hause. Die Frage, ob sich die weite Autofahrt für 175 km Rudern lohnte, wurde von allen Teilnehmern bejaht. Zu prüfen ist allerdings, ob man sich nicht ein Boot bei einem der genannten Ruderklubs in Mirow oder Rheinsberg leiht. Die Möglichkeit hierzu besteht durchaus. Ohne Anhänger verliefe die Fahrt für den Fahrer weniger anstrengend.